Herkunft & Geschichte
Die Französische Bulldogge, die von ihren Verehrern auch liebevoll Bully genannt
wird, stammt ursprünglich vom alten Schlag des English Bulldog ab, deren Alter
und Herkunft, sowie die Anfänge der Reinzucht, im Dunkel der Geschichte liegen
und nicht mehr zweifelsfrei belegt werden können.
Die erste Erwähnung seiner Vorfahren findet sich im 13. Jahrhundert mit dem
Namen Bonddog (engl. Bond – fesseln) bzw. Bolddog (engl. Bold – kühn). Seine
Hauptaufgabe bestand im Kampf Hund gegen Bulle. Das ist auch der Grund dafür,
dass der Bulldog heute noch gelegntlich als Kampfhund bezeichnet wird.
Seine ersten Züchter legten besonderen Wert auf Mut und Aggressivität sowie im
äußerlichen Erscheinungsbild auf eine kurze Schnauze mit breiten Kiefern (Fang)
und einer zurück liegenden Nase. Der Zweck dieser flachen Schnauze/Nase liegt in
der „Kampftechnik“ der Hunde – der Bulldog sollte sich fest in den Bullen
verbeißen und durch die zurück liegende Nase bekam er dabei weiterhin gut Luft.
Ebenso wurde früher Wert darauf gelegt, dass die Stirnfalten genau quer über den
Augen liegen müssen, da diese verhindern sollten, dass dem Hund bei seinen
Kämpfen das herunterfliegende Blut in die Augen läuft und so den Blick auf den
Gegner unmöglich macht.
Später wurde dann der Bulldog auch für Kämpfe mit anderen großen Tieren benutzt
und Kämpfe Hund gegen Hund kamen in Mode.
Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert fanden in ganz England Stierkämpfe und
Bullenhetzen statt und schließlich waren im 16. und 17. Jahrhundert die
Bärenkämpfe mit dieser Rasse beleibter als Stierkämpfe.
So erreichten im 18. Jahrhundert die Kämpfe Hund gegen Hund die größte
Verbreitung und Beliebtheit bis am Ende des 18. Jahrhundert das Bullenhetzen,
die Stier- und Bärenkämpfe beim englischen Adel in Ungnade fiel. Plötzlich galt
es als unfein und nicht standesgemäß, diesen zweifelhaften Belustigungen
beizuwohnen und der vormals so beliebte Bulldog verlor immer mehr an Ansehen und
wurde nur noch von der untersten Bevölkerungsschicht gehalten.
1835 verbot dann das englische Parlament diese blutrünstigen Kämpfe mit Tieren
komplett. Die Rasse war nun zweck- und nutzlos geworden, da die meisten dieser
wilden und angriffslustigen Hunde als Haus- und Hofhunde denkbar ungeeignet
waren. Es fehlte nicht viel und die einst so gefeierten Bulldogs wären
ausgestorben. Die wenigen übrig gebliebenen Exemplare befanden sich in den
Händen der unteren Bevölkerung, die heimlich auf eine Annullierung des Verbotes
hoffte, um die Hundekämpfe wieder aufblühen zu lassen.
Kein Hundefreund wollte mit diesen zweifelhaften Personen Kontakt haben und es
bestand kein Zweifel daran, dass die Rasse innerhalb kürzester Zeit ganz von der
Bildfläche verschwinden würde.
Im heutigen Großbritannien sind die alle Experten dieser Rasse einig, dass es
den äußerst wenigen echten Bulldog-Liebhabern und –züchtern alleine nicht
möglich gewesen wäre, die Rasse über diese schwierigen Zeiten nach 1835 hinweg
zu erhalten. Der größte Anteil der damals noch vorhandenen Bulldogs vegetierte
bei Arbeitern und Tagelöhnern vor sich hin und wurde für heimliche illegale
Hundekämpfe benutzt.
Die Anzahl der Liebhaber und Züchter, die dem Bulldog treu blieben, schrumpfte
immer weiter zusammen. Sie aber waren von den hervorragenden
Charaktereigenschaften der guten Exemplare überzeugt, dass sie alles daran
setzten, die Rasse zu erhalten und durch geschickte und wohl überlegte
Zuchtauswahl einen angenehmen und nicht aggressiven Hund zu schaffen.
Aus heutiger Sicht fällt es schwer zu glauben, dass Hunde, die einmal nur auf
Bissigkeit, Mut, Angriffslust und Härte gezüchtet wurden, zu solch
liebenswürdigen und charaktervollen Gefährten umgewandelt werden konnten.
In Ost-London und Nottingham nahmen sich die Weber und Spitzenklöppler besonders
der Zucht der kleinen Bulldoggen an, die erstmals 1836 auf einer Hundeschau
vorgestellt wurden.
Im Jahr 1856 fand die erste Hundeausstellung in Newcastle statt. Solche
Veranstaltungen gewannen immer mehr Zuspruch und brachten der organisierten und
geregelten Hundezucht in Großbritannien ungeahnten Aufschwung.
Den Bulldogs haftete aber immer noch ihr schlechter Ruf an, sodass sie in den
ersten Jahren für solche Hundeschauen und Ausstellungen erst gar nicht
zugelassen wurden. Für die damaligen Züchter war es äußerst wichtig und für die
Rasse existenziell, relativ zügig durch wohl überdachte Zuchtauswahl den
Charakter zu mäßigen und zu festigen, um einen Anschluss an sich rasch
entwickelnde Rassen nicht zu verpassen – denn für einen Ausstellungshund ist es
ein A und O sich ohne Probleme anfassen zu lassen und auf keinen Fall bissig zu
sein!
Die Anstrengungen gelangen und schon 1860 gab es erstmalig Bulldogs auf der
großen Dogshow in Birmingham zu sehen. Hier wurde aber auch offensichtlich, dass
es für die Richter zusätzlich schwierig war, die Rasse zu richten, denn sie
unterschieden sich in Gestalt und Größe teilweise sehr. Hier handelte man auf
seinen der Organisatoren und teilte die Rasse bereits 2 Jahre später in London
in eine Klasse für Leichtgewichte und eine Klasse für Schwergewichte auf.
Bulldogs über und unter 8,15 kg. Diese Gewichtseinteilung der Rasse erwies sich
jedoch als zu niedrig, da es zusätzlich zu den Leicht- und Schwergewichten auch
noch Miniatur-Bulldogs gab.
Die Züchter spezialisierten sich allmählich und entschieden sich für große oder
kleine Bulldogs – oft waren die Meldezahlen der Zwerg- und Miniatur-Bulldogs
höher als die der großen Verwandten.
Seine Blütezeit erlebte der Toy-Bulldog in den Jahren zwischen 1860 und 1910.
Vor allem die Damen der englischen Gesellschaft liebten und vergötterten diese
Toy-Hunde. Aber durch die Zuchtauswahl auf immer kleiner und leichter häuften
sich die Erbfehler in dieser Varietät.
Während der schweren Wirtschaftskrise zwischen 1845 und 1860 lebten in
Großbritannien viele Menschen in engsten und ärmlichsten Verhältnissen.
Besonders in der Textilindustrie waren die Lebensumstände katastrophal. Ein
kleines Hündchen war schon fast ein Luxus.
Als vor der Jahrhundertwende in der französischen Normandie große Textil- und
Spitzenfabriken entstanden, wanderten englischen Spitzenklöppler und
Textil-Facharbeiter aus dem Raum Nottingham nach Frankreich aus und fanden ihre
neue Heimat in der Umgebung von Calais an der französischen Atlantikküste.
Gerade in diesen Gesellschaftskreisen fanden sich viele Liebhaber der
Miniatur-Buldoggen. Sie brachten ihre Hunde mit nach Frankreich und setzten dort
die Zucht dieser Rasse fort – zum Teil aus reiner Liebhaberei, aber auch zum
Teil zur Aufstockung des Familieneinkommens.
Für die Gastarbeiter bedeuteten diese englischen Hunde ein Stück alter Heimat.
Man entschied sich damals, die kleinsten Hunde mit in das fremde Land zu nehmen,
da in den neuen Wohnungen und Häusern für große Hunde kein Platz war – außerdem
waren kleine Hunde leichter zu ernähren als große. Die Miniatur-Bolldoggen
fanden in Frankreich eine neue Verwendung als Familienhund und als Mäuse- und
Rattenbekämpfer. Sie waren die Hunde des „Kleinen Mannes“.
Da die Textilarbeiter mit der Partnerwahl ihrer Miniatur-Bulldoggen weniger
wählerisch waren, als die Züchterkollegen im alten England, entstanden
Kreuzungen mit Möpsen, Griffons, verschiedenen Terriern und deren Mischlingen.
Terrier wurden wegen ihrer Jagdinstinkte und ihrer Lebhaftigkeit eingekreuzt,
was sich auch unter anderem auch in der Farbe „black and tan“ widerspiegelt. Die
kurze, gedrehte Rute, sowie die vorstehenden Augen stammen vermutlich vom Mops.
Außerdem wandelte sich das halb-hängende Rosenohr zum stehenden Fledermausohr
und die Breite der Kiefer verringerte sich.
Diese entstandenen Hunde wurden in Frankreich „Terrier-Boule“ genannt. Es waren
kleine Hunde mit festem, muskulösen Knochenbau, kupierten Ohren und Ruten, mit
einem Gewicht von ca. 10-15 kg. Ihr Gesicht ließ schon etwas erkennen, dass an
unserer heutigen Französischen Bulldoggen erinnert. Ab diesem Punkt zeigt das
äußere Erscheinungsbild einen deutlichen Unterschied zur englischen Rasse.
Die Franzosen fanden großes Gefallen an der neuen entstehenden Rasse und
bewunderten dem Mut dieser kleinen, runzeligen Athleten.
Es waren die Fleischhauer, die diese Hunde besonders schätzten. Man sah sie
damals überall auf den Fleischerkarren thronen. Sie waren beliebt als
Kutschenhunde und Kurtisanen schmückten sich mit diesen außergewöhnlichen
Hunden. Aber auch in Bars und Kneipen waren sie zu finden, weil man fand, dass
sie durch ihr muskulöses Aussehen Angst einflößend waren – ganz entgegen dem
„neuen“ Charakter, der sich bereits gefestigt hatte.
Der Amerikaner Georges Phelps war 1886 bei seinem Aufenthalt in Frankreich von
dieser Rasse so begeistert, dass er sich in den Kopf setzte, einige Exemplare
dieser Hunde nach Amerika zu importieren. Er lernte den englischen Hunderichter
kennen und erkundigte bei ihm und bei der Sociétè Centrale Canine über diese
Hunde. Mit der Begeisterung des Anfängers begann er die Vorstädte von Paris nach
diesen französischen Bulldoggen (die zu dieser Zeit den offiziellen Namen noch
nicht hatten!) zu durchsuchen. Durch Hartnäckigkeit und Glück gelang es ihm die
Hunde Ninette & Rabot für 50 Dollar zu erstehen. Diese beiden Exemplare hatten
die besten Stehohren, die er finden konnte.
Zur damaligen Zeit bevorzugten die englischen Richter noch das bis dahin
obligatorische Rosenohr. Das stehende Fledermausohr galt in ihren Augen als
unverzeihlicher Fehler. Hier hatten die Amerikaner den „richtigen Riecher“ und
gaben dem aufrecht getragenen Ohr den Vorzug und begaben sich im Mutterland der
aufkommenden Rasse (also Frankreich) nach Vertretern mit dem von ihnen
gewünschtem Ohr.
Als 1893 dann der erwähnte Richter Mr. Krehl mit sechs frisch importierten
Französischen Bulldoggen auf der bedeutendsten britischen Hundeausstellung, der Kennel Club Show, auftauchte, war die Sensation perfekt. Man kann sich ausmalen,
wie unfreundlich und feindselig die eingesessenen englischen Züchter auf diese
„Eindringlinge“, die in der selben Klasse gemeldet wurden, reagierten: diese
kleinen, drolligen Kerlchen mit den großen stehenden Ohren wurden überall von
den Zuschauern bewundert und stahlen den englischen Toy-Bulldogs im wahrsten
Sinne des Wortes die „Schau“. Der Körperbau war wesentlich kräftiger und sie
machten einen gesünderen und weniger krüppelhaften Eindruck, als die Originalen
englischen Miniaturen. Die Meinung der englischen Züchter war, dass es einfach
keine anderen Bulldogs als die rein englischen geben durfte!
Eine erboste britische Toy-Züchterin schrieb in jenen Tagen in der
Kennel-Gazette:
"… Das ist nichts anderes als die Wiedergeburt unserer
Toys. Aber man kann nicht sagen, der Aufenthalt in Paris hätte ihnen gut getan.
Außer einem perfekten französischen Akzent und einwandfreien Manieren haben sie
nichts als Fehler mitgebracht; z.B. diese abscheulichen Fledermausohren …"
Mit großer Begeisterung reagierten die Besucher der Ausstellungen auf diese
Kuriosität „made in France“. Überall besprach und beschrieb man diese reizenden
Geschöpfe aus Paris.
Das alles geschah sehr zum Ärgernis der britischen Toy-Züchter, die verlangten,
dass diese französischen Hunde als englische Rasse anerkannt werden, da die
Französischen Bulldoggen nachweislich aus den englischen Toys hervorgegangen
sind - frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!
Mit dieser Forderung waren weder die französischen Züchter noch der englische
Richter Mr. Krehl einverstanden. Die Folge war ein langwieriger und großer
Prozess, den Mr. Krehl im Namen der neuen Rasse gewann. Die Französichen
Bulldoggen blieben französisch, während die englischen Verwandten nie ihre
offizielle Anerkennung erhalten sollten.
1890 wurde in Paris der erste Rasseverein für die Französischen Bulldoggen
gegründet, der den ersten Rassestandard festlegte und veröffentlichte. 1898
erfolgte dann endlich die eigentliche und endgültige Anerkennung als
selbständige Rasse.
Den Zugang in die höheren Gesellschaftskreise erlangten die Bullys, nachdem der
damalige englische König Eduard VII. (1841 – 1910) einen Rüden erstand und der
Rasse somit weltweite Beachtung geschenkt wurde.
Vorerst wurden die Französischen Bulldoggen und die englischen Toy-Bulldogs
nebeneinander gezüchtet und beide gleichzeitig vom Bulldog-Club (INC) betreut.
Aber die Streitigkeiten um die Rassen nahmen kein Ende. 1906 schritt der
englische Kennel Club als oberste Instanz ein und fällte den Beschluss, die
Französischen Bulldoggen und die englischen Toy-Bulldogs total zu trennen und
keine Kreuzungen untereinander mehr zu dulden.
Die Entscheidung bedeutete aber gleichzeitig das Todesurteil für die Toys.
Obwohl ihre Zucht nicht verboten oder sonst wie anrüchig geworden war, nahm die
Anzahl der Liebhaber zugunsten der der Französischen Bulldoggen rasch ab und mit
diesem fehlenden Hintergrund verschwand diese Rasse um 1930 ganz von der
Bildfläche.
Heute gilt die Französische Bulldogge als reiner französischer Zuchterfolg!
www.rothenberg-festung-bullys.de
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